Natur

 

Sommerhitze

„Der Hochsommer kam. Über den Zwillingsbergen von Salina wurde der Himmel schwärzlich. Häuser, Bäume und halbversengtes Gesträuch begannen in der glühenden Luft zu zittern. Die Leute pflegten diese Tage im Schatten der kühlen Vorratskeller zu verschlafen und die Nächte auf dem Meer zu verbringen.“   (Seite 270)

 

Nahrung aus der Natur

„Die scheinbar kahlen Berge boten zu jeder Jahreszeit Nahrung, die nicht mehr kostete als die Mühe, sie zu suchen. Selbst im heissesten Sommer wuchsen an schattigen Plätzchen schmackhafte Kräuter, die von jedermann gerne gegessen wurden. Zudem standen auf der Fossa genug herrenlose Fruchtbäume, um eine halbe Stadt mit Ka- stanien, Mandeln und Nüssen, mit Feigen, Maulbeeren, Speierlingbirnen, Pfirsichen und anderem zu versorgen. In irgend einer Weise liessen sich Hunger und Durst befriedigen. Unbenützte Ställe und Speicher, schlimmstenfalls Höhlen, gab es genug.“         (Seiten 248/249)

 

Spätherbst

„Die Traubenernte war schon vor Wochen eingebracht worden. Doch immer noch verherrlichten die Rebberge von Salina unter der herbstlichen Sonne den Überschwang ihrer Lebenskraft. Sie nahmen eine reine Goldfarbe an, die sich im dunklen Meer melancholisch spiegelte.“  (Seiten 206/207)

 

Kälteeinbruch

„Der Winter brachte zu Beginn des neuen Jahres einen aussergewöhnlichen Kälteeinbruch. Grimmiger Nordsturm wütete tagelang um die Inselberge. Er riss von Bäumen und Sträuchern dürre Blätter los, die sonst erst im Frühjahr abgestossen werden. Blätter, Äste, Rindenfetzen und Holzspäne wurden von heulenden Böen aufgesogen und hoch über die Gipfel der Fossa und des Porri gewirbelt. 

 Die Menschen in den Dörfern meinten, die unseligen Geister trieben sich ruhelos um. Als der Wind für kurze Zeit nach Westen umsprang, warf er über Nacht Schnee und Eis auf die beiden Häupter der Insel. Dadurch nahmen die vertrauten Kuppen ein fremdartiges Aussehen an. Sie gewannen die unzugängliche Würde des Ätna. […] Mehr denn je waren sie verwunschene oder heilige Berge.“   

(Seite 276)

 

Wintertage

„Der Winter war nicht sehr kalt. Aber die feuchten Winde und die peitschenden Regengüsse trieben die Insulaner in ihre Häuser. Die stillen Dörfer schwiegen noch mehr. Früher hatte man sich diese Jahreszeit mit allerlei geselligen Vergnügungen verkürzt. Jetzt lebte jede Familie zurückgezogen für sich selbst. Die Alten sassen gelangweilt um die Feuerstelle in der Küche und wussten nicht viel Besseres zu tun, als über ihre Rheumatismen zu klagen. Die jungen Männer blickten stundenlang durchs Fenster auf das wild schäumende Meer.“  (Seiten 231/232)