Religion

 

Beichtgespräch mit dem Pfarrer 

„Die Beichte fiel den Bauern und Fischern nicht leicht. Die Alten kamen nur am Tag vor Ostern. Den meisten sah man es an ihren zögernden Gebärden an: sie hätten sich den Kopf mit einem Stein zertrümmern lassen, wenn ihnen nur jene wenigen Worte der Selbstanklage erspart worden wären. Don Franco rechnete ihnen den geringsten Versuch, allein schon ihr Kommen, als Zeichen der Reue an.

Mit den jungen Leuten hatte er es zustande gebracht, dass sie die Scheu zum Teil überwanden. Sie nahmen manchmal einen ernsthaften Anlauf, von dem zu sprechen, was ihr Innerstes und Geheimnis war und was sich nur schwer mit Worten ausdrücken liess. Der Pfarrer zwang sie nicht, wie sein Vorgänger dies getan hatte, in der Kirche unter den Augen der Frauen und Mädchen vor den Beichtstuhl zu knien. Er sprach mit ihnen, wo sie sich unbeobachtet wussten. Niemals gebärdete er sich als ein Richter ihrer Gedanken und ihrer Verfehlungen. Er war ein Freund. Man durfte ihm wirklich mehr anvertrauen als anderen Menschen. „  (Seiten 108/109)

 

Wallfahrt nach Tindari (Sizilien) 

„Während die blaugrauen Hügelkämme Siziliens noch umschleiert in den langsam heller werdenden Himmel ragten, begannen auf dem hohen Vorgebirge die Fensterscheiben der Wallfahrtskirche von Tindari mandarinenrot zu schimmern. ‚Die Gottesmutter grüsst uns“, rief Don Franco vom Steuer seinen Leuten zu, die noch schläfrig und fröstelnd unter den zatternden Segeln kauerten. […] Das Meer trug sie auf seiner purpurnen Strasse weiter.“  (Seiten 196/197)

 

Aberglaube

 "Bei einer anderen Gelegenheit fragte Adalgisa erschrocken, warum die Grossmutter dem Kind einen Absud von Windkraut einflösse. Nie hatte sie davon gehört, dass Säuglingen solche giftigen Pflanzenmittel verabreicht wurden, um sie ‚stark‘ zu machen. „Was willst du, sie ist eine Fremde“, erklärte gereizt Donna Sina der Gevatterin, die gerade auf Besuch weilte.“ (Seite 40)